Rückblick 2017
World Usability Day 2017 – Würzburg
Bereits zum fünften Mal im Folge trafen sich anlässlich des World Usability Days (WUD) führende Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft in Würzburg, um verschiedene Aspekte von Usability und User Experience zu beleuchten. Das Motto des diesjährigen WUD war Inklusion durch User Experience, also die Einbeziehung verschiedenster Nutzergruppen durch barrierearme Software.
Den Einstiegsvortrag zum Thema Usability mit dem Titel „Perfectly doing the wrong things“ hielt Dr. Diana Löffler von der Universität Würzburg bzw. dem StartUp fünfpunktnull. In diesem Vortrag wurde auf typische Fehler bei der Auswahl und Durchführung von Usabilitymethoden eingegangen und gleichzeitig Grundprinzipien, wie der Einbindung echter Nutzer im Kontext und frühzeitiges Testen behandelt.
Den zweiten Vortrag zur Entwicklung von barrierearmer Software hielt Ulrich Kreichgauer von SAP. Dabei wurden konkrete Beispiele und typische Fragen von Designern, Entwicklern, Vertrieb und Kunden aufgezeigt und auch schwer umsetzbare Aspekte beleuchtet. Herr Kreichgauer konnte dem Publikum die Frage beantworten, ob die Entwicklung barrierearmer Software nur kostet, oder auch etwas einbringt.
Der dritte Vortrag befasste sich mit proaktiver Mensch-Computer Interaktion und wurde von Prof. Dr. Nicholas Müller von der FHWS gehalten. Der Vortrag handelte von der Entwicklung und dem Einsatz neuer multimodaler Kommunikationskanäle, wobei auch ein proaktiv handelnder Agent aus der eigenen Forschung präsentiert wurde.
Nach einer halbstündigen Pause, die zum allgemeinen Austausch und Vernetzen genutzt werden konnte, präsentierte Matthias Wirthmann von SSI Schäfer UI und UX-Lösungen im Umfeld von Logistik-Software. So wurde zunächst der Begriff der Intralogistik beleuchtet, der die Automation und Organisation von Lagern beschreibt. Darauf aufbauend folgte die Veranschaulichung von Usabilitymaßnahmen im Intralogistik-Umfeld anhand von verschiedenen angewandten Beispielen.
Anschließend stellte Tim Kawohl von COBE verschiedene Prototyping-Tools vor und lieferte so eine Entscheidungsgrundlage, wobei jeweils klare Vor- und Nachteile der jeweiligen Tools aufgezeigt wurden. Der sehr praxisnahe Vortrag lieferte wertvolle Impulse sowohl für Teilnehmer aus Industrie als auch dem universitären Umfeld, die im Beruf und Studium Prototyping-Tools einsetzen.
Den letzten Vortrag des Abends hielten Katrin Schneider und Steffen Hartmann von Mayflower. In diesem Vortrag wurden erfrischend neue Methoden in Bezug auf UX-Testing vorgestellt. Beispielsweise kann die Einschränkung der Aufmerksamkeit bzw. der kognitiven Fähigkeiten in Form des „Drunk User Testings“ sinnvoll sein, um unnötig komplizierte Vorgänge einer Software aufzudecken, die anderweitig unentdeckt geblieben wären.
Im Anschluss an die Vorträge hatte die Würzburger Usability-Community die Möglichkeit, fleißig zu networken und sich weiter über Themen rund um Usability auszutauschen. Die Veranstaltung erfreut sich so großer Beliebtheit, dass der WUD Würzburg mit seinen ca. 220 Besuchern schon die größte Veranstaltung in Bayern ist. Diese wäre nicht denkbar ohne die Unterstützung durch unsere Sponsoren und Partner, bei denen wir uns noch einmal bedanken wollen: itizzimo, Stadt Würzburg, SSI Schäfer, Gravitales, fünfpunktnull, Universität Würzburg, Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, German UPA und jo’s büro!
Referenten
Prof. Dr. Jörn Hurtienne
Lehrstuhl für Psychologische Ergonomie, Universität Würzburg
Jörn Hurtienne studierte Psychologie an der Humboldt-Universität zu Berlin und promovierte in Ingenieurwissenschaften an der Technischen Universität in Berlin. Er hat langjährige Erfahrung als Berater für Software-Ergonomie und Usability-Engineering sowie als Wissenschaftler im Bereich Gestaltung intuitiver Benutzung. Nach einem Fellowship an der University of Cambridge und einem Forschungsaufenthalt an der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin leitet er seit 2012 den Lehrstuhl für Psychologische Ergonomie an der Universität Würzburg.
Jörn Hurtienne eröffnet und moderiert den WUD 17 in Würzburg.
Dr. Diana Löffler
Diana Löffler studierte Psychologie an der Humboldt-Universität zu Berlin und promovierte in Human-Computer Interaction an der Julius-Maximilians Universität Würzburg. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Psychologische Ergonomie befasst sie sich in Forschung und Lehre mit menschzentrierter Technikgestaltung. Sie ist Mitgründerin der fünfpunktnull GmbH, einem Usability- und Innovationsbüro mit Sitz in Würzburg.
Diana Löffler hält auf dem WUD 17 in Würzburg den Vortrag Perfectly doing the wrong things.
Ulrich Kreichgauer
SAP SE Walldorf
Ulrich Kreichgauer studierte Psychologie an der Universität Mannheim. Er leitet das „Accessibility Competence Center“ der SAP SE in Walldorf, das Softwareentwickler und Produktmanager bei Barrierefreiheitsthemen unterstützt und die Brücke zu Kunden und Benutzern schlägt. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Barrierefreiheit (Accessibility) und Nutzbarkeit (Usability) an der Schnittstelle von Softwareentwicklung, Qualitätssicherung und Kundenzufriedenheit.
Ulrich Kreichgauer hält auf dem WUD 17 in Würzburg den Vortrag „Barrierearme Software entwickeln – kostet das nur oder bringt es auch etwas ein?“.
Prof. Dr. Nicholas Müller
Forschungsprofessur Sozioinformatik und gesellschaftliche Aspekte der Digitalisierung
Prof. Dr. Nicholas Müller promovierte 2010 im Fach Medienkommunikation und arbeitete im Anschluss bei Accenture als Berater für Trainingsentwicklung und social collaborative learning. 2016 habilitierte Nicholas Müller am Institut für Medienforschung der TU Chemnitz. Während dieser Zeit beschäftigte er sich vorrangig mit den Themen Suspense-Forschung, Emotionsmodellierung sowie neuen Formen der Mensch-Computer-Interaktion. Sein empirischer Schwerpunkt lag dabei auf der empirischen Erfassung und Vorausberechnung von Emotionsvalenzen während schwerer körperlicher Arbeitstätigkeiten. Die Ergebnisse wurden im Kontext des Smart Virtual Worker Projekts des Kompetenzzentrum Virtual Humans an der TU Chemnitz veröffentlicht. Aufbauend auf diesen Ergebnissen koordinierte er in einem interdisziplinären Team die Weiterentwicklung des Nutzerinterfaces von Fluglotsen im BMBF Projekt MACeLot. In diesem Kontext führten seine Untersuchungen im Bereich der HCI zum ersten eingeworbenen Forschungs- und Entwicklungsprojekt Human Responsive Design der philosophischen Fakultät. Zum 01.08.2017 nahm er den Ruf auf die Forschungsprofessur Sozioinformatik an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg- Schweinfurt an.
Prof. Dr. Müller hält auf dem WUD 17 in Würzburg den Vortrag „Pro-aktive Mensch-Computer-Interaktion“.
Matthias Wirthmann
SSI Schäfer IT Solutions GmbH
Matthias Wirthmann verfügt über +20 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet User Interface Design und Webdesign und +10 Jahre im Bereich Intralogistik. In seiner aktuellen Funktion als UI / UX Design Lead bei SSI Schäfer IT Solutions unterstützt er die Softwareentwicklungsteams des Unternehmens in den Themenbereichen UI/UX-Design, Usability und Interaction-Design. Dabei sieht er seine primäre Aufgabe darin, sich in die verschiedenen User hineinzuversetzen und damit ihre Anforderungen an die Software zu erkennen und diese später im Design umzusetzen.
In beratender Funktion steht er den Projekt-Teams bei der kundenspezifischen Software-Entwicklung während der Realisierungsphase zur Seite und hilft ihnen bei UI- Problemstellungen und nutzergetriebenen Anforderungen. Momentan liegt sein Fokus auf der Entwicklung eines neuen Softwareprodukts unter Einsatz verschiedenster Smart-Devices und Technologien sowie der Erweiterung von bestehenden Softwareentwicklungsprozessen durch neue Methoden.
Matthias Wirthmann hält auf dem WUD 17 in Würzburg den Vortrag „Produkt vs. Projekt“ – oder UI/UX in industriellen Intralogistik-Lösungen.
Tim Kawohl
Cobe GmbH
Tim Kawohl studierte Mensch-Computer-Systeme an der Julius- Maximilians Universität Würzburg und arbeitet seit 2016 als UX- Designer bei der Digitalagentur COBE in München. Die COBE GmbH ist Spezialist für markenbasierte Gestaltung und Entwicklung von digitalen Produkten. Basierend auf den Erkenntnissen der aktuellen Neuropsychologie orientiert sich ihre hauseigene User Experience Identity (UXi) Methode an den grundlegenden Regeln der menschlichen Wahrnehmung.
Markenwerte, Produktattribute und Serviceversprechen werden in Gestaltungselemente wie Farben, Formen, Animationen übersetzt und eine Marke so in jeder Interaktion erlebbar gemacht.
Tims Kernkompetenzen liegen in den Bereichen User Research und Konzeption. Er beschäftigt sich mit der konzeptionellen Erstentwicklung von Projekten, als auch mit der Erstellung von Prototypen verschiedenster Detailgrade und dem (Usability) Testing selbiger. Auch in seiner Abschlussarbeit beschäftigte er sich mit der Konzeption eines User Interfaces für Vodafone und der Anwendung von Image Schemata und konzeptuellen Metaphern im industriellen Sektor.
Des Weiteren Arbeitet er an der Qualitätssicherung der Interfaces, um die Anforderungen und Wünsche des Kunden und des Projektes sicherzustellen.
Tim Kawohl hält auf dem WUD 17 in Würzburg den Vortrag „Bring your Product alive – Prototyping for better user interfaces“.
Katrin Schneider und Steffen Hartmann
Mayflower GmbH
Steffen Hartmann ist schwerpunktmäßig als Product Owner und Scrum Master tätig, Katrin Schneider als Developer. Das Thema UX treiben beide bei Mayflower GmbH seit gut 3 Jahren und integrieren es, wo immer möglich, in ihre tägliche Arbeit beim Kunden.
Katrin Schneider und Steffen Hartmann halten auf dem WUD 17 in Würzburg den Vortrag „UX-Testing Off the Wall“.