Rückblick 2019

World Usability Day 2019 – Würzburg

Im Jahr 2019 dominierten zwei wichtige Themen unser gesellschaftliches Leben, nämlich Nachhaltigkeit und die Zukunft dieser Erde. Mit dem diesjährigen Motto ,,Designing for the Future we want“ trifft der World Usability Day (WUD) den Nagel auf den Kopf. Denn was heute passiert und entsteht, kann uns in unserer Zukunft nachhaltig beeinflussen. Deshalb trafen sich viele interessierte Studierende, Wissenschaftler und Vertreter aus der Wirtschaft, um gemeinsam zu ergründen, wie man die Welt mit einer einflussreichen Entwicklung verbessern kann.

 

Zu sehen sind ein voll besetzter Saal des Felix-Fechenbach-Hauses und die Begrüßungsfolie des WUD 2019 von der German UPA.
Publikum des World Usability Days in Würzburg
 
Weit über 200 Teilnehmer besuchten dieses Jahr den World Usability Day in Würzburg, welcher im Felix Fechenbach Haus im Stadtteil Grombühl stattfand. Neben vielen interessanten Vortragsthemen gab es dieses Jahr auch zwei Workshops. Ein Workshop wurde von jo’sbüro, dem Design-Sponsor des WUD 2019, gehalten und befasste sich mit dem User Centered Design Process. Von Mayflower, unserem Silbersponsor, wurde der zweite Workshop „Prototyping the Future“ angeboten.
 
Jo Breidenbach steht vor einer Präsentationsfolie und gibt eine Einführung zu Personas.
Blick in den Workshop von Jo’s Büro
Gruppe aus Workshop Teilnehmern sitzt beim Brainstorming an einem Tisch
Die interaktiven Workshops kamen gut an.
Steffen Hartmann und Katrin Bertschy geben eine Einführung in "Prototyping for the Future"
Blick in den Workshop von Mayflower
 
 
 

Eröffnet und moderiert wurde der WUD in Würzburg durch Prof. Dr. Carolin Wienrich, Inhaberin des Lehrstuhls Mensch-Technik-Systeme am Institut für Mensch-Computer-Medien der Universität Würzburg. Nach einer kurzen Vorstellung des Goldsponsors Simplifier durch Tilmann Bock, startete der erste Beitrag über „Digital Companionship und Social User Experience“. In diesem sprachen Prof. Carolin Wienrich und Dr. Astrid Carolus über die Interaktion zwischen Menschen und ihren technischen Geräten wie Smartphones oder Smartspeakern. Erörtert wurde, welche psychologischen Prozesse bei unserer Interaktion mit technischen Geräten ablaufen und wie diese unsere Beziehung zu ihnen beeinflussen. Ergänzend dazu wurden die daraus resultierenden Folgen für das Design von technischen Geräten aufgezeigt. Dadurch dass der Mensch eine soziale Bindung zu seinen Geräten aufbaut, muss dieser Aspekt nun auch in den bekannten Konzepten wie der User Experience berücksichtigt werden.

Astrid Carolus und Carolin Wienrich nehmen nach ihrem Vortrag Fragen des Publikums entgegen (im Vordergrund meldet sich ein Zuhörer)
Dr. Astrid Carolus und Prof. Dr. Carolin Wienrich
 
Der nächste Vortrag „Usability und Webtechnologie in der Industrie“ wurde von Christian Rudolph von HMI Project gehalten. Er erklärte anhand eines praktischen Beispiels wie man die nutzerzentriere Gestaltungsweise im Sondermaschinenbau dafür nutzen kann, ein möglichst innovatives und abwandelbares User Interface zu gestalten. Denn auch dort müssen Nutzerbedingungen untersucht werden und in dem Design von Software-Lösungen beachtet werden. Denn mit den Labeln wie „Fettpresse“ oder „Winkelwolf“ für Knöpfe kann nicht jeder auf Anhieb etwas anfangen.
 
Christian Rudolph nimmt eine Frage von Prof. Dr. Carolin Wienrich entgegen
 
Prof. Dr. Nicholas Müller berichtete in seinem Vortrag „Taktiles Assistenzsystem für die diskrete, nonverbale und anwenderunabhängige Bestimmung von Gesichtsemotionen im Alltag“ den Zuhörern über die Kommunikationssituation für Menschen mit einer Sehbehinderung. Während der Face-To-Face Kommunikation werden viele Informationen über Gestik und Mimik weitergegeben. Des Weiteren werden diese visuellen Kanäle dafür genutzt, dass das eigene Gesprochene mit den Gesichtsemotionen des Kommunikationspartners abzugleichen. Das Problem, was hierbei für visuell eingeschränkte Menschen entsteht, ist, dass der Abgleich mit dem eigenen Gesprochenen nicht stattfinden kann, da in diesen Situationen der Kommunikationspartner kein auditives Feedback gibt. Hieraus resultiert eine wissenschaftliche Frage, wie man diesen visuellen Feedbackkanal ersetzen kann. In einem prototypischen Versuch eines taktilen Assistenzsystems für die Gesichtsemotionserkennung wurde eine Handykamera über der Hemdtasche angebracht, die durch Facial Action Coding die einzelnen Emotionen codiert und an den User durch Vibrationselement an der nichtdominanten Hand weiterleitet. Damit wird der visuell-eingeschränkten Person ermöglicht, seinen Sprechteil mit einem emotionalen Rückkanal abzugleichen.

 

Ein Bild das den Redner aktiv vor Publikum zeigt.
Prof. Dr. Nicholas Müller
 

In der anschließenden Pause konnten sich die Besucher an dem Buffet mit Speisen und Getränken versorgen. Ebenfalls konnte man die Pause nutzen, um mit Referenten über die Vorträge zu diskutieren. An den Ständen der Sponsoren und Partner (Simplifier, ERT, ZDI, German UPA und weitere) wurde die Zeit zum Networken genutzt.

Pause und Networking am Buffet
 
Im darauffolgenden Vortrag „Der Weg zu einem lebendigen UI/UX StyleGuide“ demonstrierte Daniel Lenhart gemeinsam mit seinem Kollegen Axel Pfeuffer die Entwicklung eines einheitlichen StyleGuides für die webbasierten Produkte von eResearch Technology (ERT). Er ging darauf ein, ab wann ein vereinheitlichter StyleGuide für ein Unternehmen Sinn macht und was dessen Vor- und Nachteile sind. Mit einem StyleGuide möchte er abgestimmte Lösungen bieten sowie klare Empfehlungen und Richtlinien an die Hand geben. Denn ein StyleGuide kann dazu beitragen, dass man vor allem in der Zukunft viele Kosten sparen kann, da die notwenigen Anpassungen minimal ausfallen.
 
Axel Pfeuffer (links) und Daniel Lenhart (rechts) von eResearch Technology
 
„Hours of boredom, minutes of thrill, moments of terror“ so beschreibt Dr.med. Oliver Happel seinen Arbeitsplatz im Simulationszentrums der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie am Universitätsklinikum Würzburg. In der Notfallmedizin hat die Patientensicherheit höchste Priorität, deshalb ist hier das Design von User Interfaces umso sicherheitsrelevanter. In seinem Vortrag „I didn’t know why I was suffering, before I met UX“ möchte Dr. Oliver Happel die Zuhörer darauf aufmerksam machen, dass es auch im klinischen Alltag häufig zu Missinterpretationen von Funktionen medizinischer Geräte kommt und dies sich stark auf die Arbeitssituation und die Sicherheit auswirken kann. Er möchte für die zukünftige Arbeit von Usability- und UX-Experten dazu animieren, in die tatsächliche Arbeitssituation von Mediziner einzutauchen: „Let us cooperate to design for the future we want!“.
 
Dr. med. Oliver Happel
 

Der World Usability Day in Würzburg wurde mit einer Podiumsdiskussion, in welcher die Zuhörer noch offene Fragen an die Referenten stellen konnten, abgerundet. Durch die verschiedenen Vorträge aus Wissenschaft und der Wirtschaft wurde klar, dass Usability und UX eine stetig größer werdende Bedeutung in der Produktentwicklung einnimmt und uns auch in Zukunft zu besseren User Interfaces und Designs helfen kann. Organisiert wurde der World Usability Day in Würzburg von dem Lehrstuhl für Psychologische Ergonomie der Universität Würzburg, besonderen Dank geht hier an Stephan Huber.

Alle Referenten sitzen in einem Halbkreis. Aktuell hat Dr. Oliver Happel das Mikrofon und spricht.
Abschließende Podiumsdiskussion mit allen Referenten – moderiert von Carolin Wienrich
 
Bericht: Nathalie Milke | Fotos: Nathalie Milke, Johannes Borchard, Julien Streicher, Stephan Huber
 

Referenten

Carolin Wienrich ist Juniorprofessorin für Mensch-Technik-Systeme an der Universität Würzburg. Die Diplompsychologin promovierte an der TU-Berlin. Ihr Forschungsinteresse gilt der Interaktion zwischen Mensch und Technik. Dabei beschäftigt sie sich mit der Frage, wie die kognitive, emotionale und soziale Beschaffenheit des Menschen die Entwicklung von Technik beeinflusst sowie wie die Nutzung von Technik auf kognitiver, emotionaler, konativer und sozialer Ebene zurückwirkt. Im Fokus stehen interaktive und immersive Techniken wie virtuelle und angereicherte Realitäten sowie Schnittstellen künstlicher Intelligenz wie z.B. Sprachassistenzsysteme.

Carolin Wienrich eröffnete und moderierte den WUD 19 in Würzburg.
Zusammen mit Astrid Carolus hielt sie den Vortrag Digital Companionship und Social User Experience.

Jo & Bianca von jo's büro

Wir sind Bianca und Jo von jo’s büro für Gestaltung & Kommunikation – aus Leidenschaft Designer, und mit viel Herz für die richtige Story. 

Das Designbüro erarbeitet täglich die unterschiedlichsten visuellen Lösungen in den Bereichen Marken-, Print-, Screen- und Raumgestaltung. Um diese Lösungen immer für die Zielgruppe und den Verwendungszweck bestmöglich auszurichten, haben wir in den letzten Jahren verschiedene Methoden zusammengestellt.

Jo mit seinem Team einen Workshop zum User Centered Design Prozess an.

Daniel Lenhart

eResearch Technology

Daniel Lenhart ist Scrum Master und Teil des UI/UX-Teams bei der Firma eResearch Technology (ERT) in Estenfeld. ERT als Daten- und Technologiefirma minimiert Risiken und erleichtert die Zulassung neuer Produkte und Medikamente als wichtiger Partner der Pharmafirmen. Mit einem Abschluss in der Biologie ist für Daniel Lenhart die agile Entwicklung von guter User Experience nicht nur im Bereich klinischer Studien ein zentraler Punkt. Er war eines der zentralen Mitglieder, welche den StyleGuide zu einer “Designsystem”-Bibliothek als Basis für ein vereinheitlichtes UI/UX-Design der Software für ERT entwickelten. Um dieses Wissen weiter zu verbreiten, tritt er regelmäßig als Speaker für agile und UI/UX Themen auf.

Daniel Lenhart hielt den Vortrag Der Weg zu einem lebendigen UI/UX StyleGuide.

Katrin Bertschy und Steffen Hartmann

Mayflower GmbH

Steffen Hartmann ist schwerpunktmäßig als Product Owner und Scrum Master tätig, Katrin Bertschy als Developer. Das Thema UX treiben beide bei Mayflower GmbH seit gut 5 Jahren und integrieren es, wo immer möglich, in ihre tägliche Arbeit beim Kunden.

Katrin Bertschy und Steffen Hartmann boten den Workshop Prototyping the Future an.

Christian Rudolph

HMI-Project

Christian Rudolph hat in Würzburg Kommunikationsdesign studiert und war von 2002 bis 2011 zunächst als selbstständiger Webdesigner im Raum Würzburg und Frankfurt tätig. Gemeinsam mit Markus Buberl gründete er 2011 HMI Project – ein Designbüro, das sich auf die Entwicklung industrieller Human Machine Interfaces spezialisiert hat. In seiner Tätigkeit als zertifizierter Usability Engineer (Fraunhofer), Kreativdirektor und Geschäftsführer von HMI Project hat Christian Rudolph Einblick in zahlreiche Teilbereiche der HMI Entwicklung.

Christian Rudolph hielt den Vortrag Usability und Webtechnologie in der Industrie.

Prof. Dr. Nicholas Müller

FH Würzburg-Schweinfurth

Prof. Dr. Nicholas Müller promovierte 2010 im Fach Medienkommunikation und arbeitete im Anschluss bei Accenture als Berater für Trainingsentwicklung und social collaborative learning. 2016 habilitierte Nicholas Müller am Institut für Medienforschung der TU Chemnitz. Während dieser Zeit beschäftigte er sich vorrangig mit den Themen Suspense-Forschung, Emotionsmodellierung sowie neuen Formen der Mensch-Computer-Interaktion. Sein empirischer Schwerpunkt lag dabei auf der empirischen Erfassung und Vorausberechnung von Emotionsvalenzen während schwerer körperlicher Arbeitstätigkeiten. Die Ergebnisse wurden im Kontext des Smart Virtual Worker Projekts des Kompetenzzentrum Virtual Humans an der TU Chemnitz veröffentlicht. Aufbauend auf diesen Ergebnissen koordinierte er in einem interdisziplinären Team die Weiterentwicklung des Nutzerinterfaces von Fluglotsen im BMBF Projekt MACeLot. In diesem Kontext führten seine Untersuchungen im Bereich der HCI zum ersten eingeworbenen Forschungs- und Entwicklungsprojekt Human Responsive Design der philosophischen Fakultät. Zum 01.08.2017 nahm er den Ruf auf die Forschungsprofessur Sozioinformatik an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg- Schweinfurt an.

Prof. Dr. Müller hielt den Vortrag Taktiles Assistenzsystem für die diskrete, nonverbale und anwenderunabhängige Bestimmung von Gesichtsemotionen im Alltag“.

Dr. med. Oliver Happel

Universitätsklinikum Würzburg

Dr. Oliver Happel ist Oberarzt in der Anästhesiologie des Universitätsklinikums Würzburg und Leiter von Simulations- und Notfalltraining. Seine Passion liegt dabei im Bereich der Teamtrainings mit Schwerpunkt auf den nicht technischen Fähigkeiten. Zusätzlich leitet er die Forschungsgruppe Simulation, die an der nutzerzentrierten Entwicklung neuer technischer Ansätze für den Klinikalltag der Zukunft mitwirkt.

Dr. Oliver Happel hielt den Vortrag I didn’t know why I was suffering, before I met UX.

Dr. Astrid Carolus

Universität Würzburg

Dr. Astrid Carolus studierte Psychologie und BWL an der Universität des Saarlandes. Sie arbeitete in einer Personal- und Unternehmensberatung und als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität. 2010 wechselte sie an das Institut Mensch-Computer-Medien der Universität Würzburg, Abschluss der Promotion zum Dr. phil. 2012 mit Auszeichnung, 2016 Ernennung zur Akademischen Rätin. In Forschung und Lehre liegt ihr Fokus auf der Nutzung sowie den psychologischen Funktionen und Effekten digitaler Medien. Sie arbeitet freiberuflich als Trainerin und Beraterin, zudem als zertifizierter Coach.

Astrid Carolus hielt mit Carolin Wienrich den Vortrag „Digital Companionship und Social User Experience“.

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